Im November 1988 war die Situation anders als im April desselben Jahres. Die oberste Führung der Union hatte die Ereignisse in Sumgait nicht politisch bewertet. Der Prozess gegen Massaker wurde mit Spott verglichen. Es gab und wurde Hungerstreiks zur gerechten Lösung des Bergkarabach-Konflikts fortgesetzt, die Menschen führten einen friedlichen politischen Kampf durch Arbeitsstreiks. Es fanden die Ereignisse von „Zvartnots“, Khojalu-Zusammenstöße statt, an den Demonstrationen und Kundgebungen nahmen immer mehr Menschen, der politische Kampf erhielt neue organisatorische Nuancen und so weiter und so fort.
Auf dieser Grundlage erschien während der letzten „sowjetischen“ Parade am 7. November das Schild „Wach auf, Lao, mernim kezi* (*ich würde für dich sterben)“ in den Händen der Menschen (Abb. 93, 199)
Diese Zeile ist Teil eines großen Abschnitts der Befreiungskampflieder, eines der Hayduk (Fedajin)-Lieder, die ein interessantes Schicksal gehabt hat. Es wurde auf historischer Basis geschaffen und dem Arabo (1863-1893) gewidmet, einem der ersten armenischen Fedajins. Bei weiterer Verwendung wurde dieser Umstand jedoch in Vergessenheit geraten, was auch in den Titeln „Lied von Arabo“, “ Lied von tapferem Arabo“, „Lied von Mshetsi“,“ Wach auf, Lao “ widerspiegelt ist.
Das Original des Liedes wurde zum ersten Mal im Jahr 1898 dem Ashugh Fahrat zugeschrieben. Der Held des Liedes, Arabo, der ein berühmter Hayduk war und mit seiner Gruppe in Sasun, Region Taron, tätig war, starb auf dem Weg von Hınıs nach Musch während eines ungleichen Kampfes gegen kurdische Banden. In dem Lied wird er nicht als reales historisches Individuum wahrgenommen, sondern als Symbol eines Freiheitskämpfers.
„Lied von Arabo“ wurde wie traditionelle Wiegenlieder geschaffen, nur mit dem entgegengesetzten Zweck, das Baby-Lao aufzuwachen, ihn zur Waffe zu rufen. Die Mutter ist die zentrale Figur im Wiegenlied. Er erzählt seinem Sohn von dem miserablen Zustand der Armenier und ruft auf, Waffen zu ergreifen, tadelt ihn, dass er vergebliche Hoffnungen gehabt und die Gelegenheit verpasst hatte. Die Mutter zeigt auf Arabo und fordert ihren Sohn auf, dem Beispiel des geliebten Helden zu folgen und sich für die Freiheit des Heimatlandes in der Armee zu engagieren. Die Hauptidee des Liedes wird in der Zeile „Wach auf, Lao…“ enthüllt, die ein Aufruf zum Kampf ist, der an alle Armenier gerichtet ist. Dieses Lied hatte verschiedene Versionen und war eines der beliebtesten Lieder auch in der sowjetischen Wirklichkeit, insbesondere im Jahr 1967, als es im Film „Dreieck“ zu hören war.
Auszug aus dem Buch von Harutyun Marutyan: „Die Erinnerung an den Völkermord und die Karabach-Bewegung“, Band 1 „Illustration der armenischen Identität“ [Der Prozess der Neubewertung der Vergangenheit und Gegenwart in der armenischen Identität. Kapitel 6] (Eriwan, 2009)
Quelle: Archiv der Website hambardzum.am
Übersetzer: Hripsime Manukyan © Alle Rechte vorbehalten.