Interview. Heghine Aleksanyan

Interview_Heghine Aleksanyan
©Սյուզի Մելքոնյան

Interview mit Heghine Aleksanyan, Analytikerin, Koordinatorin des Analytisches Forums im öffentlichen Forschungszentrum „Enlight“ NGO

Heghine, wann und wie haben Sie von „Enlight“ erfahren?

Ich bin 2018 zu Enlight gekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Namensänderung noch nicht stattgefunden und die Organisation wurde AZJA („Armenisches Zentrum für junge Analytiker“) genannt. Tatsächlich verdanke ich Grisha Gasparyan, der Organisation beizutreten, der, wenn ich mich recht erinnere, zu dieser Zeit der AZJA -Sprecher war. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass Grisha mir seit etwa einem Jahr ständig von der Organisation erzählt und die Materialien der Analytiker geschickt hat, damit ich mich kennenlernen und bewerben kann, wenn man bedenkt, wie viel ich zu erzählen hatte. Ich erinnere mich, dass ich damals von Arlina Sargsyans Artikel „Die Welt der Zahlen und Symbole von Dante Alighieri“ sehr beeindruckt war. Deshalb begann ich  regelmäßig dem analytischen Forum zu folgen, die Organisation als Plattform für den Aufbau einer wertvollen Datenbank zu bewundern und füllte schließlich einen Antrag auf Mitgliedschaft im Analystenteam aus.

„Enlight“ ist eine der besonderen und, warum nicht, eine der besten Plattformen unter armenischen Nichtregierungsorganisationen. Was ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens?

Der größte Reichtum von “Enlight“ sind seine Mitglieder, und das Ergebnis, die Kultur und die gut organisierte Arbeitsordnung sind das wertvolle Erbe der Organisation. Analytiker mit unterschiedlichen Berufen, Ansätzen, Handschrift, Stil, die am Tisch sitzen, diskutieren leidenschaftlich eine Vielzahl von Themen, von E-Government-Transformationen bis Shakespeare und bis hin zur Japanese Ko-e. Meiner Meinung nach ist dies die Garantie für die Lebensfähigkeit von “Enlight“, die man nirgendwo anders sehen wird.

Was ist die Hauptaufgabe und die Mission des Koordinators des analytischen Forums?

Um diese Frage zu beantworten, muss ich einen Vergleich anstellen. Die Analytiker sind das Blut und die Lebenskraft von „Enlight“. Es ist das Blut, dass den Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, und die Rolle des Koordinators des analytischen Forums besteht darin, ein Blutgefäß zu sein, nämlich der Träger, der die Bewegung des Blutes sicherstellt, während er für diejenigen außerhalb des Körpers geschlossen bleibt. Ich denke, die Hauptaufgabe des Koordinators des analytischen Forums besteht darin, ein solcher Träger für die Analytiker zu sein, der nicht nur ihren normalen Prozess sicherstellt, sondern auch neue Wege für sie schafft, ihre Selbstverbesserung und ihr Wachstum fördert. Der Koordinator macht sie für die Außenwelt sichtbarer wie die Wichtigkeit von frischem Blut.

Bezugnehmend auf Ihr Material und einen schnellen Blick auf ihr Arbeit werfend, wird deutlich, dass Sie ein breites Spektrum der Interessen haben, vom Einfluss von Rap-Battles  bis hin zu Materialien über die historische Entwicklung und Verbreitung japanischer Mangas. Können Sie das Prinzip der Materialauswahl näher erläutern?

Tatsächlich treffe ich beim Schreiben von Artikeln keine Entscheidungen, alles scheint spontan zu verlaufen. Allgemein betrachte ich jede Arbeit und jedes Material, das ich kennen lerne und zu forschen beginne, als verborgenen Schatz, den ich glücklicherweise entdecken kann. Und indem ich ihnen eine immense Bedeutung gebe, möchte ich reflektieren, alle Gedanken formulieren, die mir die Bekanntschaft mit diesem Material oder Phänomen gegeben hat, und den Reichtum hervorheben, den der Autor des Werkes oder die Träger dieses Erbes haben.

„Enlight“ hat dieses Jahr neben dem Hauptmotto ein neues Motto – “Lerne zu ändern!“ Wie hat es sich ausgewirkt und wie wird es sich auf die zukünftigen Aktivitäten der Organisation auswirken?

“Enlight“ ist ein wachsender Organismus. Wie ich bereits erwähnte, hieß es bei meinem Eintritt in die Organisation immer noch „Armenisches Zentrum für junge Analytiker“, und eigentlich habe ich die Veränderungen miterlebt, die unsere Organisation durch die Erweiterung ihres Tätigkeitsbereichs durchgemacht hat. Ich denke, das Motto, dass von unseren Mitgliedern gewählt wurde, ist eine Richtlinie, die zeigt, wie “Enlight“ seinen Prozess fortsetzen wird.

Gibt es Einschränkungen bei der Auswahl der Materialien für Autoren? Gibt es Themen, die priorisiert sind?

Nein, es gibt überhaupt keine Begrenzung. Dies ist die Einzigartigkeit von “Enlight“. Es basiert sich ausschließlich auf der Initiative und den Ideen seiner Mitglieder, und jeder schreibt über Themen, die für ihn oder sie wichtig und interessant sind. Nicht einmal der Beruf dieser Person kann die Wahl des Themas einschränken. Ich bin ein anschauliches Beispiel dafür.

Heutzutage gibt es nicht viele Menschen, die gerne analytisches Material lesen und stattdessen alltägliche Informationen bevorzugen. Wie ernst ist dieses Problem und welche Schritte müssen unternommen werden, um es zu lösen?

Jede Periode diktiert ihre eigenen Tendenzen, aber ich halte es nicht für notwendig, sich an sie anzupassen oder sich von den Vorlieben des Publikums leiten zu lassen. Im Gegenteil, ich freue mich sehr, wenn ich umfangreiche Analysen, Sätze mit einem Absatz, eine eingehende Analyse eines Phänomens oder Verweise auf Materialien aus dem 19. bis 20. Jahrhundert sehe, wenn es den Anschein hat, dass der Autor der Analyse weit schauen kann. All dies erfordert viele und umfangreiche Arbeit, und ich denke nicht, dass das Format der Präsentation wichtig ist. Jedes Werk in jedem Format findet seinen Leser, jeder Autor muss selbst entscheiden, wie er seine Botschaft vermitteln will. Ich glaube daher nicht, dass Maßnahmen erforderlich sind.

Welche Altersgruppen interessieren sich am meisten für das Schreiben und Lesen von Analysematerial?

Ich glaube nicht, dass die Altersgruppe beim Schreiben oder Lesen von analytischen Materialien eine Rolle spielt.

Wie stellen Sie sich “Enlight“ in ein paar Jahren vor? Was würden Sie in diesen Jahren sehen?

Jedes Mal, wenn ich über diese Frage nachdenke, stoße ich auf viele Szenarien, mit denen ich Hunderte von Beschreibungen für dieselbe Organisation erstellen kann. In einigen Fällen ist “Enlight“ viel erfolgreicher, mit mehr Möglichkeiten. In anderen, weniger effektiv als das, was die Organisation angesichts ihres Potenzials sein könnte. Aber ich kann nicht sagen, wie ich die Organisation Jahre später sehen möchte. Ich bin der inneren Überzeugung, dass es bedeutungslos und manchmal störend ist, Wünsche und Erwartungen für die Zukunft zu haben, weil man dadurch nicht das gesamte Potenzial ausschöpfen kann, das man derzeit hat. Es bleibt zu arbeiten und zu handeln. Unser Ziel ist es schließlich nicht, irgendwo in der Zukunft zu sein, sondern das, was wir bereits tun. Daher werden wir definitiv nicht stillstehen.


Das Interview wurde von Anna Manukyan geführt.

Übersetzerin: Satenik Harutyunyan  © Alle Rechte vorbehalten.